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TIM STAFEL

CAMP CÄSAR

AUF DEN RUINEN DER DEMOKRATIE

 

«Camp Cäsar» – das Junge Theater Basel lagert im Selbstversuch in Augusta Raurica

 

Augusta Raurica. Was passiert, wenn junge Menschen die politischen Foren des Internets verlassen und selbst ver­suchen, Politik zu betreiben? Kann die im Netz geforderte Gleichheit in der Realität, wo nicht User auf User, sondern Menschen auf Menschen treffen, eingehalten werden? 

 

Gespielt wird das Stück von 17 jugendlichen Performern. Um den Demokratie-Selbstversuch möglichst authentisch zu erleben, gingen auch sie in ein Lager. Vom 2. August bis 7. September haben sie sich in Augst einquartiert. Genau dort, wo früher die Gladiatorenarena stand, wurden die Zelte aufgeschlagen. Geprobt wird jeden Tag im Römertheater von Augusta Raurica, wenn Organisationsplan und Wetter es zulassen. Mit von der Partie sind der Regisseur des Stückes, Daniel Wahl, sowie Uwe Heinrich, Dramaturg und Leiter des Jungen Theaters Basel. Auch sie verbringen fünf Wochen am Stück in der Gladiatorenarena, zehn Gehminuten von der eigentlichen Bühne entfernt. Für Daniel Wahl ist das permanente Vor-Ort-Sein und der ständige Dialog mit den Schauspielern eine bislang unbekannte Erfahrung. Von morgens bis Abends dreht sich alles um die Inszenierung. «Das Stück endet nie», meint Wahl. Hinzu kommt, dass sich auch die 17 Jugendlichen zuvor grösstenteils nicht kannten, was natürlich ein Risiko war, meint Heinrich. Aber eines, das sich auszuzahlen scheint – so zumindest der Eindruck, den man bekommt, wenn man den öffentlichen Proben beiwohnt.

 

Das Stück ist eine Rückblende: Die Jugendlichen stehen auf den Trümmern ihres Projekts und versuchen zu rekonstruieren, wie es so weit kommen konnte. Von der freudigen Zusammenkunft im Lager über die Aufteilung in Bürger und Senatoren zu offenen Wahlen und geheimen Absprachen. Immer wieder fragen sie sich, wieso es nicht geklappt hat. Ist reine Demokratie in der Praxis unmöglich? Eine Frage, die natürlich auch das Schweizer Publikum betrifft und die, unter freiem Himmel an dieser historischen Stätte, sehr wirksam aufgeworfen wird.                                                                                                                                                                       Von Michel Schibler

 

 

 

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